Interview mit dem Projektmanager und Handlungsbevollmächtigten Klaus Schirmer
Update: Mai 2018
Bereits 2016 hat das Team der EXYTRON GmbH den Sonderpreis für Start-ups bei den GreenTec Awards für seine innovative SmartEnergyTechnology gewonnen. 2017 konnte das zukunftsweisende Energieversorgungsmodell sogar auf der EXPO mit dem Motto „Energie der Zukunft - Maßnahmen für weltweite Nachhaltigkeit“ in Astana/ Kasachstan bestaunt werden. Doch was genau verbirgt sich hinter dieser Innovation, mit welcher das junge Unternehmen die Energieversorgung sowohl umweltfreundlich als auch effizient revolutionieren will?
Tatsächlich hat die Geschäftsidee des 2013 gegründeten Unternehmens bereits einige Jahre hinter sich. Schon 2008 fiel sie ihrem Erfinder Prof. Dr. Karl-Hermann Busse beim Segeln ein. Es folgten mehrere Jahre der Forschung und Entwicklung zusammen mit dem Leibniz-Institut für Katalyse an der Universität Rostock und schließlich die Patentierung. Dabei ist der Gedanke hinter dieser Idee so einfach wie genial.
„Es ist eine interessante Frage, warum bisher sonst niemand auf diese Idee gekommen ist“, meint EXYTRON-Projektmanager Klaus Schirmer. Denn die SmartEnergyTechnology des Unternehmens verbindet zwei bekannte Prinzipien mit einer relativ geringen Energieausnutzung zu einer leistungsstärkeren und zugleich umweltfreundlichen Lösung für die Nutzung, Speicherung und Wiederverwertung von überschüssiger Wind- und Solarenergie.
Die Innovation der EXYTRON GmbH kombiniert ein sogenanntes Power-to-Gas-Verfahren mit einem Blockheizkraftwerk. Bei dem Power-to-Gas-Verfahren wird mithilfe des Stroms, der in Solar- und Windkraftanlagen entsteht und nicht sofort verbraucht werden kann, Methangas hergestellt. Eben dieses Methangas wird in einem Tank gespeichert und nach Bedarf in dem Blockheizkraftwerk verbrannt, wodurch wiederum Strom und Wärme erzeugt werden. Im Unterschied zu den beiden Verfahren im Einzelnen handelt es sich bei der Erfindung der EXYTRON GmbH um einen Kreislauf, bei dem trotz der Verbrennung im Blockheizkraftwerk kein CO2 ausgestoßen wird. Dieses wird nämlich in die Power-to-Gas-Anlage zurückgeführt und für die Herstellung des Methangases wiederverwendet.
„Bisher betriebene Methanisierungsanlagen sind an eine CO2-Quelle angeschlossen, wie z. B. eine Biogasanlage und haben daher eine Standortabhängigkeit“, erklärt Klaus Schirmer. „Dort kann die im System entstehende Wärme nicht genutzt werden. Für die Energiespeicherung und -versorgung in einer kleinen Siedlung oder einem Hotel wäre dies keine wirtschaftliche Lösung, da der Wirkungsgrad bei diesem Verfahren nur bei max. 30 Prozent liegt. Mit der SmartEnergyTechnology haben wir eine umweltschonende Möglichkeit entwickelt, die sogar auf kleinem Raum wie z.B. in Wohnsiedlungen oder Hotels eingesetzt werden kann und mit einem Wirkungsgrad von 80 Prozent wirtschaftlich tragbar ist.“
Aktuell steckt die EXYTRON GmbH in der Realisierung ihres ersten großen Projektes. Ab Sommer 2018 wird die Wärme- und Stromversorgung von 70 Wohneinheiten im bayrischen Augsburg durch die SmartEnergyTechnology sichergestellt. Dies erfolgt im Zuge der Sanierung eines Wohnkomplexes aus den 1970er Jahren. Damit wird die innovative Energieversorgung erstmalig im Altbaubestand eingesetzt. Durch die Emissionseinsparung von über 70 Prozent CO2 und NOx werden die Ziele des Klimaschutzplans der Bundesregierung für 2030 im Gebäudebestand schon in diesem emissionsreduzierten Projekt mehr als erfüllt. Dazu werden die Kosten für die klassische energetische Sanierung signifikant reduziert. Schon sehr bald sollen weitere Pilotprojekte folgen, wie z.B. die Ausstattung eines Hotelkomplexes oder einer Biogasanlage zur Effizienzsteigerung.
„Wir haben für unser Verfahren eine platzsparende Modulbauweise entwickelt, die je nach Projekt und Bedarf erweitert werden kann“, sagt Klaus Schirmer. „Eine Herausforderung ist die technische Steuerung der einzelnen Abläufe, die dafür sorgt, dass die Nutzung und das Speichern der Solar- oder Windenergie als Methangas und dessen Umwandlung in Strom und Wärme bei Nacht oder Flaute bedarfsgerecht erfolgt. Dafür haben wir eine Software entwickelt, die diese Vorgänge regelt.“
Die EXYTRON GmbH möchte bald mit ihrer SmartEnergyTechnology in Serie gehen, um den zahlreichen und zudem sehr vielfältigen Anfragen, die sie nach der Auszeichnung mit dem GreenTec Award und im Rahmen der Weltausstellung erhalten hat, nachzukommen. Die bisher 15 Mitarbeiter in der Rostocker Hauptgeschäftsstelle und in Bentwisch sollen durch neue Kollegen unterstützt werden. Außerdem entsteht hier im ITC bereits das Versuchszentrum, in welchem die bisherigen Entwicklungen des Unternehmens verfeinert sowie weitere innovative Verfahren entwickelt werden sollen.
Dr. Elgar Fokkens
Projektleiter Chemische Energiespeicherung
Falko Budde, B.Sc.
Produktentwicklung/-realisierung
Marius Lübke, staat. gepr. Techniker
Techniker Maschinenbau
„Wir wollen erst einmal wachsen und sind noch dabei, uns am Markt zu orientieren“, so der Projektmanager. „Einige Vereinbarungen mit Zulieferern haben wir schon getroffen, damit wir unser Produkt zu einem guten Preisleistungsverhältnis anbieten können. Außerdem werden wir mit dem Pilotprojekt in Augsburg bald die Möglichkeit haben, unsere Technologie unter realen Bedingungen zu erleben. Wir haben gerade viel zu tun, aber wir freuen uns, dass es so gut läuft.“
Bilder: EXYTRON GmbH
Ihre Ansprechpartnerin ist Frau Mareike Diestel